Jeder der beiden Gäste gestaltet den irdischen Aufenthalt auf seine Weise. Während Martin Luther kochen lernt und sich per E-Mail mit dem Papst streitet, spielt Jesus Playstation und demonstriert bei Fridays for Future mit. Jonas und Trixi nutzen die Gelegenheit, um mit den Besuchern über gesellschaftliche und Glaubensfragen zu sprechen. Viel zu schnell kommt der Tag des Abschieds, und so viele Fragen sind noch offen …
Wie würden Jesus und Martin Luther sich verhalten, welche Meinungen würden sie vertreten und wie würden sie mit ihrer Umwelt interagieren, wenn sie heute in unsere Zeit kämen? Der Roman zeigt sie als „normale“ Menschen mit Eigenheiten und Schwächen, menschlich eben. Gleichzeitig sehen wir einen Jesus, der sich seinen Mitmenschen völlig zuwendet, mit ihnen leidet und auf moderne Art im Wesentlichen genau das sagt, was sich auch in der Bibel findet.
Der Roman ist witzig, an manchen Stellen nachdenklich, auf jeden Fall vermittelt er zentrale Inhalte des Evangeliums – zum Beispiel Glaube als Vertrauensbeziehung zu Gott, Gebet und die Frage nach Gottes Plänen als Weg zu einem erfüllten Leben, der Heilige Geist als Kraftquelle. Menschen, die mit der Kirche wenig am Hut haben, stellen hier vielleicht überrascht fest, dass Jesus auch heute noch eine interessante Person ist.
Was mir nicht gefallen hat, ist der flapsige Ton. Ganz normale Alltagssprache hätte aus meiner Sicht genügt, um zu zeigen, dass Jesus „einer von uns“ ist; die Kraftausdrücke und die krampfige Jugendsprache klingen für mich (bei allen Personen) künstlich und unangemessen und haben leider meine Lesefreude getrübt.
Jonas Goebel: Jesus, die Milch ist alle
Erschienen am 28.2.2021 bei Herder. Bildrechte: Herder.