Mathilde, leitende Angestellte in einer großen Firma, wird von ihrem Vorgesetzten systematisch kaltgestellt. Stück für Stück vernichtet er gezielt ihre berufliche Existenz und zerstört damit auch ihr soziales Leben, ihr Selbstwertgefühl und ihre seelische Gesundheit, bis die verwitwete Mutter dreier Kinder am Rand der Verzweiflung steht.
Thibault hetzt als freiberuflicher Arzt von Patient zu Patient durch die Stadt. Er verzehrt sich nach Lila, mit der er eine Affäre hat, die ihn aber immer auf Distanz hält und seine brennende Liebe nicht erwidert. Emotional völlig ausgelaugt, spürt Thibault, dass sich etwas verändern muss.
Ein weiterer Protagonist dieses Romans ist Paris – nicht als romantisch verklärte Stadt der Liebe, sondern als feindseliger Ort, in dem man sich durchkämpfen muss, ein Ort der Menschenmassen, der überfüllten Straßen, der Einsamkeit und Leere.
Dies ist kein Wohlfühlbuch. Es ist ein bedrückendes, deprimierendes Buch, das wütend und traurig macht. Ob in dem offenen Schluss ein Hoffnungsschimmer zu finden ist, bleibt dem Empfinden des Lesers überlassen. Delphine de Vigan schreibt mitfühlend, eindringlich und klar, ihre Charaktere sind zutiefst menschlich in ihrer Verzweiflung, die Geschichte ist fesselnd und aufrüttelnd und hallt lange nach.
Delphine de Vigan: Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin
Erschienen am 10.9.2020 bei Droemer, am 12.2.2021 als TB bei Dumont. Bildrechte: Dumont.