Erstaunt stellt sie fest, dass sie offenbar abgenommen und sich in einen Ordnungsfreak verwandelt hat. Ihre Schwester verhält sich seltsam distanziert und an ihre Entscheidung, sich Fridolin, einen großen Hund, zuzulegen, kann Felicitas sich beim besten Willen nicht erinnern. Verwirrt bewegt sie sich im eigenen Leben wie in einer fremden Welt.
Während Felicitas hinter die Ereignisse auf ihrer Geburtstagsfeier zu kommen versucht, wächst ihr innerer Widerstand gegen die Fremdbestimmung durch Schwiegermutter, Elternverein, böse Nachbarin und vor allem durch ihren zukünftigen Ex-Mann Mark. Die Arbeit im Bestattungsinstitut, der neue Kollege Sebastian und der sanftmütige Fridolin helfen ihr, herauszufinden, wer sie wirklich ist und wie sie in Zukunft leben will.
Ein wunderbar feinfühliges Buch mit einer Reihe von positiven, liebevoll gezeichneten Charakteren. Felicitas‘ Verunsicherung, aber auch ihre alten Muster, sich äußerem Druck zu beugen und es allen recht machen zu wollen, werden glaubhaft dargestellt. Die Behutsamkeit des Bestattungsteams und die klugen Überlegungen über den Tod und die Trauer haben mich ebenso angesprochen wie die zarte Liebesgeschichte und der gelegentlich aufblitzende feine Humor.
Dieser ruhige, sprachlich und inhaltlich überzeugende Roman berührt und erwärmt das Herz. Trotz der thematisierten schmerzhaften Erfahrungen wirkt er nie niederdrückend, sondern ganz und gar lebensbejahend. Eine echte Lesefreude, die noch lange nachklingt.
Kristina Valentin: Herzblitze
Erschienen am 14.9.2020 bei Diana. Bildrechte: Diana.