Die Geschehnisse werden aus der Perspektive eines alten Gottes erzählt, der sich „Die Stärke und Geduld des Hügels“ nennt und in einem mächtigen Stein wohnt. Während er sich in der Du-Form an Eolo wendet und berichtet, was er von ihm und Mawat sieht, rekapituliert er parallel dazu seine eigene Geschichte über die Jahrtausende hinweg. Gegen Ende des Romans laufen beide Handlungsstränge zusammen und sorgen für einen überraschendes Schluss.
Die distanziert wirkende Erzählperspektive ist sehr ungewohnt und anfangs verwirrend, die Ausführungen des Steins sind umfassend, philosophisch und langatmig. Mich hat die Handlung um Eolo und Marwat mehr interessiert und es hat mich ein bisschen ungeduldig gemacht, dass die Vorgeschichte so viel Raum einnimmt. Die komplexe Welt der zahlreichen großen und kleinen Götter mit ihren Intrigen und Kämpfen und ihren symbiotischen Beziehungen zu den Menschen ist einerseits interessant, andererseits unübersichtlich und seltsam. Beim Lesen war ich hin und hergerissen zwischen Vergnügen und Langeweile.
Alles in allem ein anspruchsvolles, vielschichtiges, ungewöhnliches Buch mit einer langsamen Erzählweise, auf die man sich einlassen muss. Nichts für Leser, die Action, strukturierte Kapitel und Charaktere mögen, mit denen man sich identifizieren kann.
Ann Leckie: Der Rabengott
Erschienen am 16.3.2024 bei Klett-Cotta. Bildrechte: Klett-Cotta.