Ethan ist es auch, der ihr zu Hilfe eilt, als sie vom Eiskönig entführt und zur Braut erkoren wird. Mina weiß nicht, ob sie ihrem Lehrer trauen kann, da er in den Diensten des Eiskönigs zu stehen scheint, aber sie spürt, wie es zwischen ihnen funkt. Es scheint, als würden sie einander brauchen, um heil aus diesem Abenteuer hervorzugehen und den Eiskönig zu besiegen.
Die Geschichte wird in lockerem, umgangssprachlichem Ton aus Minas Perspektive erzählt. Die Art, wie die Autorin direkt in die Geschichte einsteigt und die Leserinnen nach und nach mit der Situation vertraut macht, hat mir gut gefallen. Die Entwicklung der Handlung und der Charaktere erscheint mir jedoch eher oberflächlich, wie an ein sehr junges Lesepublikum gerichtet. Gleichzeitig sprechen die geschilderten sexuellen Begegnungen nicht dafür. Der Verlag gibt als Lesealter 14 Jahre an.
Das Buch kupfert hemmungslos bei Harry Potter ab, ohne dessen stimmiges Konzept zu besitzen. Die Szenen, die vermutlich humorvoll gemeint sind, wirken in der Umsetzung leider eher albern oder peinlich. Die Interaktion der Protagonisten fand ich stellenweise irritierend und die Liebesgeschichte erscheint mir überstürzt und wenig glaubwürdig.
Schade – im Roman „Ein Herz aus Eis und Schnee“, in dem teilweise ähnliche Themen vorkommen, hatten der Erzählton und die Handlung aus meiner Sicht deutlich mehr Reife und Finesse. Deshalb war ich von „Winter Academy“ enttäuscht.
Von all den erzählerischen Mängeln abgesehen, empfinde ich die Lehrer-Schülerin-Beziehung als kritisch. Trotz des geringen Altersunterschieds besteht ein Machtgefälle und es sollte nicht zu einem sexuellen Verhältnis kommen. Die Lehrperson steht hier in einer besonderen Verantwortung, und die Geschichte hätte nichts verloren, wenn es bei einer rein emotionalen Beziehung geblieben wäre, bis beide sich auf einer ebenbürtigen Basis begegnet wären.
Karolyn Ciseau: Winter Academy. Die Erbin des Mondsteins
Erschienen bei Edition O’Malley. Bildrechte: Edition O‘Malley