Sein ehemaliger Mitbruder Andreas hat vor einiger Zeit das Kloster verlassen, um zu heiraten, gerade hat er ein Foto seines neugeborenen Sohnes geschickt, was Lukas eigenartig berührt. Lukas weiß, dass die alten Mönche in ihm die Zukunft des Klosters sehen, doch er selbst ist sich nicht sicher. Klarheit für seinen Weg sucht Lukas immer wieder am idyllisch gelegenen Klostersee.
Während er im See schwimmt oder vom Steg aus aufs Wasser schaut, reflektiert er in inneren Dialogen und Monologen aktuelle Ereignisse, seine Beziehungen, seinen Glauben, seine Vergangenheit. Besonders bewegt ihn die Begegnung mit der Schauspielerin Sarah, der er innerhalb kurzer Zeit sehr nahe kommt, und die Frage, wer der Mensch unter seiner schwarzen Kutte ist.
Der Roman bewegt sich in einem Zeitraum von 14 Tagen, erzählt jedoch keine durchgängige Handlung, sondern ähnelt einem Bewusstseinsstrom, der sich mal hier- mal dorthin wendet. Als Leser erhält man Eindrücke vom Klosterleben, vor allem aber kreist man mit Lukas um philosophische, theologische und persönliche Fragen. Die tiefsinnigen Gedanken und Beobachtungen, die verhaltenen Dialoge, das Zusammenspiel von Innen- und Außenwelt, Körper und Geist haben etwas Verinnerlichtes, Meditatives an sich. Es ist keine leichte Lektüre, man muss sich darauf einlassen, kann dann aber in die besondere Atmosphäre des Buches eintauchen wie Lukas in den See.
Moritz Heger: Aus der Mitte des Sees
Am 24.2.2021 bei Diogenes erschienen. Bildrechte: Diogenes.