Indem die Protagonisten erinnernd zurückblicken, finden sie zur Wahrhaftigkeit. Sie lösen sich von Bindungen und Erwartungen und treffen richtungsweisende neue Entscheidungen.
Die Erzählungen stecken voller Dramatik und großer Gefühle, der Erzählton ist jedoch eher abgeklärt. Die Protagonisten ähneln sich von der Art her, es sind ältere, gut situierte Männer, die mehr oder weniger bedauernd auf ihr Leben zurückblicken. Das macht die Sammlung ein wenig eintönig, obwohl eine große Bandbreite von Themen angesprochen wird.
Die erste Geschichte fand ich hervorragend, im Lauf des Buches vermisste ich aber immer stärker die innere Stimmigkeit. Einzelne Texte haben mich gar nicht überzeugt, wie zum Beispiel „Geschwistermusik“.
Trotz allem eine lohnende Lektüre.
Bernhard Schlink: Abschiedsfarben
Erschienen bei Diogenes. Bildrechte: Diogenes.