Dass sie mit ihrem Perfektionismus, ihrem Kontrollzwang und ihren überhöhten Erwartungen ihre Umwelt und sich selbst unbarmherzig tyrannisiert, wird Marie erst bewusst, als sie durch einen Hexenschuss ausgebremst wird. Dazu gezwungen, die Dinge etwas laufen zu lassen, erkennt Marie, dass sich in ihrem Leben etwas ändern muss.
In der ersten Hälfte dieses amüsanten Romans ist Marie mit ihrem Verhalten einfach unausstehlich. In der zweiten Hälfte kommt es zu einer völligen Kehrtwendung, die etwas märchenhaft anmutet. Für mich war beides – der übertriebene Perfektionismus und die Entwicklung nach dem Hexenschuss – zu plakativ und überzogen. Die Figuren und die Handlung sind aus meiner Sicht zu schablonenhaft gezeichnet. Sicher gut beobachtet, aber dann zu dick aufgetragen und nicht glaubwürdig. Gut gefallen hat mir das Nachwort, das die Geschichte noch ein wenig weiterspinnt.
Ellen Berg: Mach dich locker
Erschienen am 15.11.2021 bei Aufbau. Bildrechte: Aufbau.