Die klaffende Leerstelle, die Rose in ihrem Leben hinterlassen hat, droht alles zu verschlingen. Während Rilla von ihrer großen indischen Familie bedrängt wird, sich mit Simon zu versöhnen, muss sie erkennen, dass es keine Zukunftsperspektive für sie geben kann, solange sie nicht weiß, was aus Rose geworden ist. Mithilfe ihrer jungen Kusine Jharna versucht sie, Rose aufzuspüren und zu verstehen, was vor 17 Jahren geschah.
Komik und Tragik liegen in dieser Geschichte eng beieinander. Die GIF („große indische Familie“) sorgt für äußerst witzige und skurrile Momente. Als Leserin kann man bestens nachvollziehen, wie wunderbar und nervenaufreibend dieser Verbund ist, der sich überall einmischt und alles besser weiß. Dem gegenüber stehen Rillas intensive, verzweifelte Gefühle und ihre Unfähigkeit, sich jemandem anzuvertrauen. Erst im letzten Drittel des Buches überwindet sie ihre innere Lähmung und beginnt zu kämpfen.
Aus Rillas Ich-Perspektive erzählt die Autorin einfühlsam von familiärer Dynamik, vom Gefühl der Zurücksetzung, von großer Trauer und der stets gegenwärtigen Angst vor weiteren Verlusten. Die Geschichte ist mitreißend und berührend, spannend, lustig und hoffnungsvoll.
Leichte Unterhaltung mit Tiefgang, pointierten Beobachtungen und einer liebenswerten indischen Großfamilie. Lesenswert!
Amita Murray: Die Sache mit meiner Schwester
Erschienen am 18.7.2021 bei Blanvalet. Bildrechte: Blanvalet.