Tagelang bummelt er durch eine Ikea-Filiale, beobachtet die Menschen um sich herum und beschließt eines Abends, einfach im Möbelhaus zu bleiben. Als er in der Nacht einer fürsorglichen und zugleich rätselhaften Nachtwächterin begegnet, fühlt er sich von ihr als Person erkannt und in seinem Inneren gerät etwas in Bewegung. Ermutigt von der unkonventionellen Gisela, die es als ihre Aufgabe betrachtet, die Ordnung des Möbelhauses und seiner Besucher ein wenig zu stören, wagt es Ulrich schließlich, vorgegebene Bahnen zu verlassen und sein Leben selbst zu bestimmen.
Diese leise Geschichte über einen Mann, der sich verloren fühlt und sich nach Nähe, Zuwendung und Annahme sehnt, ist einfühlsam, verhalten und sprachlich überzeugend erzählt. Ganz zart ziehen sich christliche Motive durch den kurzen Roman – Versorgung mit Essen und Trinken, Versöhnung, völlige Akzeptanz, Begleitung und Halt bis in den Tod, bedeutungsvolle Träume, unerklärliche Begegnungen und ein geheimnisvolles Säuseln. Es wird nicht explizit auf den christlichen Glauben verwiesen, doch tauchen im Lauf der Geschichte einige Sinn- und Lebensfragen auf, die den Leser einladen, das eigene Leben zu überdenken.
Unterhaltsam, tiefgründig, anregend.
A. S. Dowidat: Die Geschichte von Ulrich, der bei Ikea einzog und das Glück fand
Erschienen am 21.8.2020 bei Adeo. Bildrechte: Adeo.